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EUPHORIUM_freakestra:
Alles was baumelt, bringt Glück!

(EUPH 039a)

Oliver Schwerdt
Friedrich Kettlitz
Alexander Schubert
Timo Klöckner
Jacob Müller
Matthias Macht
Hans-Hermann Schwerdt
Paul Lovens
Alexander von Schlippenbach
Evan Parker
Gunther Lauschild
Leo Smith
Urs Leimgruber
Axel Dörner
Michael Haves
Barre Phillips
Christian Lillinger
Günter Sommer
Ernst-Ludwig Petrowsky
Solveig Reberp-Klamt
Patrick Gertis
Jens Schneider
Rudi Feuerbach
Jan Filkorn
Phil Minton
Max Loeb
Hartmut Dorschner
Frank Möbus
Thomas Lehn


01 Kapadokischer Feueral
02 Dätwyler Crsle
03 Feierabend bei Oma in der Katze um die Ecke Wohnsiedlung Fünf
04 Bukolischer Dampfkessel
05 Wo anders hin geh'n
06 Wree Eater Dowdd'res Dippled Slower Night
07 trisl' zzt'ca foe
08 Those are about to ride the Dynamo's Job
09 Cookin' at the Drums: The Magic Gold of old Baby Fawn
10 Count Count Baby
11 Vaga Sun Layer
12 Phil Minton im Kompott
13 Silver Jazz Country Raighn
14 Langa Ghibli
15 Die veräußerte Berberitze
16 Giersch Kmetsch
17 , nur am Klavier!
18 Am Silbersee
19 Saunaabendbrötchen Tschüss
20 Batanta Caramel

Jeder übertreibe (oder untertreibe)
so gut er kann.

Paul Lovens

Super der Museumsführer!

Christian Lillinger

Das ist ein sehr schönes Filmdokument.
Urs Leimgruber

Die Geschichte des Euphorium_freakestra nunmehrschlussendlich definitiv und kongenial,
um nicht zu sagen genial bzw. katastrophal dokumentiert.

Rainer Bratfisch

Gudrun Pappelteich
inszeniert grundzipiell jenseits des Bretts vorm Kopf.
Eine Art Hommage an Polanski-Komedasche Kurzfilmabsurdität.
Infotainment reimt sich hier anders als gewohnt.

Rigobert Dittmann

Als Schau- und Hörplatz des wohl dynamischsten Ensembles zeitgenössisch improvisierter Musik in Deutschland lässt sich die traditionsreiche Musikstadt und der Bildungshort Leipzig ausmachen. Spielorte und Handlungspraxen des 1999 gegründeten EUPHORIUM_freakestra werden in einem kühnen Schnittregime mit privaten Lebensrealitäten und ausgefeilten Inszenierungskünsten der lokalen Akteure verknüpft.
Dramaturgisch höchst abwechslungsreich spielen die Filmemacher unter dem Sammelpseudonym Gudrun Pappelteich mit solchen grandiosen Kulturarenen wie dem Opernhaus oder dem Grassi-Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, rhythmisch verschachtelt mit auditiven, visuellen und narrativen Spuren aus Innenräumen der subkulturellen Kreativwirtschaft. Immer wieder findet man sich inmitten neodadaistischer Kleinode oder fliegt mit Skizzen zu innovativer Musikforschung über das Gewandhaus. Schließlich gleitet, wie im alten Stummfilm, doch mit neuer Farbe, ein Harmonium auf dem Schlitten am Rande des Geburtortes Johann Sebastian Bachs scharf vorbei. Jean Paul hat Richard Wagner immer wieder gern geschossen.
Immerhin agieren 29 benannte, teils ausgesprochen prominente Protagonisten der Szene und vergegenwärtigen in ausgewählten Konstellationen und Konfigurationen dieses bemerkenswerte Projektensemble, wie es sich selbst im hier dokumentierten Zeitraum von 2007 bis 2012 auf höchst lebendige Weise konstituierte: Alles was baumelt, bringt Glück!, der von Friedrich Kettlitz im gemeinsamen Gedicht mit Phil Minton zelebrierte Passus, könnte als ästhetisches Programm eines cineastischen Vergnügens verifiziert werden, welches die frei schwebenden Sinnkonstruktionen charakteristischer EUPHORIUM-Produkte neu konsultiert. Unter dem genannten Titel des dritten Langfilms des Ensembles schließt sich eine filmische Trilogie: Nee, ja na klar... aber was?, jener Videozyklus zur Inszenierung außerordentlicher Alltäglichkeiten verabschiedet sich mit einem unwahrscheinlichen Musealisierungsprogramm.

Format: DVD
Price: 16,99 €
ISBN: 978-3-944301-31-0
Order by: oliverschwerdt@euphorium.de

 

Reviews:

This is a film directed by Gudrun Pappelteich. Most spoken words are in German and there are no English subtitles. It covers Oliver Schwerdt in a number of situtations talking about his approach to music, exploring the museum at Karl-Liebknecht-Straße 90, Leipzig and playing with a range of musicians. The 'bonus' features a story and acting by Oliver Schwerdt and was filmed by Jan Filkorn. As well as being a separate feature, it is interleaved into the main DVD.
The following musicians appear on the DVD but many of them only on the soundtrack and not in the filmed excerpts: Oliver Schwerdt; Friedrich Kettlitz; Alexander Schubert; Timo Klöckner; Jacob Müller; Matthias Macht; Hans-Hermann Schwerdt; Paul Lovens; Alexander von Schlippenbach; Evan Parker; Günther Lauschild; Leo Smith; Urs Leimgruber; Axel Dörner; Michael Haves; Barre Phillips; Christian Lillinger; Günter Sommer; Ernst-Ludwig Petrowsky; Solveig Reberp-Klamt; Patrick Gertis; Jens Schneider; Rudi Feuerbach; Jan Filkorn; Phil Minton; Max Loeb; Hartmut Dorschner; Frank Möbus; Thomas Lehn
EUROPEAN FREE IMPROVISATION PAGES, Peter Stubley(European Free Improvisation Pages, 1. März Februar 2014) (201403).

0liver Schwerdt, spiritus rector des seit 2007 bestehenden Euphorium_freakestra, das sich höchstoffiziell als ,Projektensemble für Klang, Raum, Farben und Bewegung‘ bezeichnet, beginnt seine Mini-Stadtführung durch Leipzig anhand eines alten Stiches, um dann mit seinem Partner, dem Stimm-, Wort und Satzakrobaten Friedrich Kettlitz ein Harmonium eine enge, marode Kellertreppe hinunterzutragen. Hans-Hermann Schwerdt besteigt derweil eine heruntergekommene lmmobilie. Nächster Take: Oliver Schwerdt als Führer im Grassi-Museum für Musikinstrumente der Stadt Leipzig. Der Kenner weiß: Dem hat Günter Sommer schon zu Lebzeiten sein komplettes Schlagwerk vermacht. Dann präsentiert 0liver Schwerdt äußerst kenntnisreich und detailverliebt die subkulturelle Vielfalt der Leipziger Südvorstadt, darunter das Haus Karl-Liebknecht-Straße 90, in dem er dereinst wohnte. Das Harmonium landet irgendwann auf freiem Feld, um dann relativ sinnfrei durch eine idyllische Winterlandschaft gezogen zu werden. Freies Feld = freie Musik? Aber so simpel strukturiert sind die Assoziationen, die diese ,lnszenierung außerordentlicher Alltäglichkeiten‘ provoziert, nicht. ,Alles was baumelt, bringt Glück! ‘ ist Akt lll des Videozyklus ,Nee, ja na klar . . . aber was? ‘ überschrieben. Was war eher da, dieser Zyklus oder die ,große Suite als befreiende musikalische Grenzöffnung mit akustisch-instrumentellen Experimenten‘, gespielt vom Euphorium_freakestra, dem Transatlantic Freedom Suite Tentet, der Electric Super Group und anderen mehr oder weniger losen Vereinigungen freigeistig-dadaistischer Musiker die immer mal wieder in Leipzig zusammenkommen, um der freiesten aller freien Musiken zu frönen? Spaß oder Ernst? 5paßiger Ernst oder ernster Spaß? 0liver Schwerdt definiert seine Produkte als ,frei schwebende Sinnkonstruktionen‘. Vielleicht der rudimentäre Soundtrack einer imaginären Oper? Alles was Spaß macht, ist den Leipziger Musikern ein paar Töne oder eine Filmsequenz wert. Und: ,Alles was baumelt, bringt Glück!‘ Ernst-Ludwig Petrowsky. Wadada Leo Smith, Günter Sommer, Alexander von Schlippenbach, Paul Lovens, Christian Lillinger und viele andere Musiker liefern den Soundtrack zu dem Film diverser Regiefreaks, die unter dem Sammelpseudonym Gudrun Pappelteich agieren und die Geschichte des Euphorium_freakestra nunmehrschlussendlich definitiv und kongenial, um nicht zu sagen genial bzw. katastrophal dokumentieren. Und natürlich spielt auch der legendäre Club ,die naTo‘ in der Südvorstadt eine Rolle, in der einst alles begann. ,Mein Leipzig lob‘ ich mirl Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute‘, ließ Goethe seinen Faust anno 1808 sagen. Heute ist die Stadt ,Schau- und Hörplatz des wohl dynamischsten Ensembles zeitgenössisch improvisierter Musik in Deutschland‘, konstatiert 0liver Schwerdt mit der ihm eigenen lronie.
JAZZPODIUM, Rainer Bratfisch (Jazzpodium 4/2014, April 2014, 63. Jahrgang) (201404), S. 82.

EUPHORIUM_freakestra Alles was baumelt bringt Glück! (EUPHORIUM Films, EUPH 039a, DVD): Nein, nicht Leipzig und Umgebung liegen hinter dem Horizont, aber das, was Gudrun Pappelteich (wer?!) mit Einverständnis von Oliver Schwerdt & Friedrich Kettlitz da als Akt III des Videozyklus Nee, ja na klar... aber was? Op. 36 an außerordentlichen Alltäglichkeiten inszenierte vor dem Kamerauge von Jan Filkorn, das liegt grundzipiell jenseits des Bretts vorm Kopf. Die Haupthauptrolle spielt Dr. Schwerdt resp. Gunther Lauschild als nachgeborener 'Museumsführer' in eigener Sache, der in der Karl-Liebknecht-Str. 90 eine Werkstätte holztreppenverstiegener thüringischer Subkultur vorstellt und so dessen Bewohner quasi Museumsreife verleiht. Oder als Pianinotransporteur über Scholle und Schnee zusammen mit Kettlitz in einer Art Hommage an Polanski-Komedasche Kurzfilmabsurdität. Pfeifenraucher und Drahteselritter Kettlitz zeigt sich als kerzenscheinerleuchteter Poet und zweiter Brainstormer, der seine Hirnergüsse ringelnatzt. Er reflektiert mit Schwerdt die Mise-en-abyme- und Vorne-wie-hinten-Haftigkeit und die Freischwebigkeit ihres Films in statu nascendi und segnet dabei Schwerdts grüne Schuhe als Leitmotiv ab. Die andere Hauptrolle spielt die Tonspur, beschallt von Ausformungen des EUPHORIUM_freakestra, jenem von Schwerdt organisatorisch bis zum Gehtnichtmehr gestemmten 4-Generationenverbundes in Gestalt diverser Free Electric Supergroupierungen, und von Friedrichsschwerdt selbst. Ins Bild geraten so Leo Wadada Smith, Barre Phillips, Ernst-Ludwig Petrowsky, Günter Sommer, Axel Dörner und Christian Lillinger, bei der Ankunft, bei den Proben und live als Transatlantic Freedom Suite Tentet bei den Leipziger Jazztagen 2009. Ein Highlight ist das rotweinselige Mitgrooven beim Free-Electric-Jam von Rudi Feuerbach, Jacob Müller und Jens Schneider, das verrät, dass das Euph in Euphorium nicht von Ungefähr kommt. Ein anderes der Schnitt vom Kettlitz- Schwerdtschen Singgurgeln des Filmtitels - Ton in Ton - zu Phil Minton. Prinzipiell gewollt ist das Verweigern von Linearität und von allem Offensichtlichem, das dabei nichtdestonutz überoffenbart wird, inklusive Nasenbohren. Aber schnurr hin, Bart her, Infotainment reimt sich hier anders als gewohnt, und Kulinarisches ist ausschließlich der Küche vorbehalten. Prekäres wird keineswegs verschwiegen, der Rest von Oma Wallys Erbschaft ist inzwischen immerhin erfolgreich in die Doktorarbeit über Baby Sommer investiert. Soviel dürfte, ja muss sogar zuletzt klar geworden sein: In Afrika hatten die Leute seinerzeit auch kein Huhn.
BAD ALCHEMY, Rigobert Dittmann (Bad Alchemy Nr. 81, April 2014) (201404), S.77.

Freakig, freakiger, Freakestra// Mit ,Alles was baumelt, bringt Glück‘ schließt das Euphorium Freakestra seinen Videozyklus höchst abgefahren ab/// Die Besprechung des Scharniers ist das Scharnier. Dafür ist diese Szene da.‘ Ein Film, der sich selbst erklärt, will dem Kameramann nicht so recht gefallen. Friedrich Kettlitz und Oliver Schwerdt aber umso mehr, weshalb sie kurzerhand diese Regieidee vor dem Kameraauge umsetzen. Ob sie dem Film auf diese Art eine Metaeben oder einen Subtext hinzufügen oder das Szenen-Knäuel noch unentwirrbarer machen, mag jeder Zuschauer selbst entscheiden. Viel mehr als bei anderen Filmen hängt das Urteil bei ,Alles was baumelt, bringt Glück‘ von Haltung und Erwartung des Betrachters ab.// Der jetzt auf dVD erscheinende Film markiert den Endpunkt eines kollaborrativen Projekts der drei. Sie kennen sich seit 1999 aus Eiansche, zogen später nach Leipzig und starteten hier einen Videozyklus, den der Baumel-Taumel-Teil nun abschließt. Der Inhalt lässt sich wie folgt in loser Aufzählung zusammenfassen: Junge Musiker werden von einm geheimnisvollen Alten in einer Jugendstilvilla beobachtet. Ein Auftritt des Euphorium Freakestras – Musiker aus vier Generationen – in der Oper zu den Jazztagen erscheint als realer Traum, viele bekannten Leipziger Ecken bilden Aktionsorte in neuem Licht. Und während sich das Ensemble zu ,groovig elektrifizierter Musik‘ (Schwerdt) selbst musealisiert, rauscht ein Harmonium durch den Winterwald.// Den von spielerischen bis dramatischen Jazzimprovisationen unterlegten Freak-Film ,abgefahren‘ zu nennen, ist untertrieben. Klar, man erführt in Theorie und Praxis, was der Musikwissenschaftler Schwerdt vom Jazz hält. ,Hörflächen‘, ,Rauschfelder‘, ,Günter Baby Sommer‘ sind Stichworte. Ein Rundgang zu Schwerdts Leipziger Lieblingsorten und ein Besuch in seiner Wohnung die zum Oliver-Schwerdt-Museum erklärt wird, mögen informieren oder verwirren. Dazwischen sind merkwürdige bis vage Szenen gesetzt, für die die Frage ,Was soll das Ganze?‘ einst formuliert wurde. Geniepose – ,An künstlerischer Genialiät mangelt es uns allen nicht.‘ – und Selbstironisierung fließen ineinander, wenn hier glücklich baumelt, was zusammengehört. Dieser Film ist für Freaks und alle, die schon immer mal ein Harmonium im Winterwald sehen wollten.
KREUZER, Tobias Prüwer (Kreuzer 0514, Mai 2014) (201405), S.41.

 

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